Karin
de la Roi-Frey befasste sich mit dem Beruf der Lehrerin
Die Meinungen der Männerwelt erscheinen nicht im besten
Licht
Zu einer Buchvorstellung kamen literarisch Interessierte ins Wyker
Friesenmuseum. Karin de la Roi-Frey präsentierte zusammen mit ihrem ehemaligen Lehrer
Klaus Boje ihr neues Buch "Wenn alle Stricke reißen, dann wird sie noch einmal eine
Lehrerin". Bevor Kostproben aus dem Werk, das ein Ergebnis interdisziplinärer
Frauenforschung ist, vorgelesen wurden, begrüßte Karima Meynköhn im Namen der
Volkshochschule die Besucher.
Die Autorin und ihr Co-Autor Prof. Dr. Grunder von der Universität
Tübingen haben in biographischen Zeugnissen berühmte und unbekannte Lehrerinnen aus
mehreren Jahrhunderten und vieler Teilen der Welt zu Wort kommen lassen. Frauen erzählen
von ihren Schwierigkeiten, zu Bildung und Anerkennung zu gelangen, als Lehrerin ihre
Kenntnisse wirklich weitergeben zu dürfen und in Schulalltag und gesellschaftlichem Leben
die oft bissig-unqualifizierten Kommentare der Männerwelt zu ertragen.
Karin de la Roi-Frey kennzeichnete das Buch als Quellensammlung für
weitergehende Forschungen und als Arbeitsbuch, das eine Lücke schließt in der Kenntnis
und Hintergrundinformation einen klassischen Frauenberufs. Abwechselnd lasen die Autorin
und ihr ehemaliger Lehrer nun Text-Beispiele aus den sieben Kapiteln vor, wobei nicht nur
die verschiedenen Zeitepochen, sondern auch die unterschiedlichen Perspektiven, aus denen
"Lehrerinnen" betrachtet wurden, zu ihrem Recht kamen. Da gab es viel Grund zum
Staunen und Erschrockensein, nun Schmunzeln und Kopfschütteln, wenn Schülerinnen,
Eltern, Kollegen und Kolleginnen, Mitstreiterinnen für Frauenrechte und erzkonservative
Denker männlichen Geschlechts sich zum Lehrerinnenberuf äußerten. Schon die
Kapitelüberschriften können neugierig machen, etwa: "Lernt etwas, dann braucht ihr
nicht zu heiraten. wenn ihr nicht wollt" oder "ich glaube, ich wäre gelehrt
geworden, wann mich die Vorsehung nicht für den Kochtopf bestimmt hätte" und
schließlich die gar nicht so weit zurückliegende Formulierung "Der Mann ist der
Erhalter und Fortsetzer der Kultur ...'
So erlebten diejenigen, die den Weg zu dieser Buchvorstellung gefunden
hatten, nicht nur einen anregenden Abend, sondern auch die Begegnung mit einem
interessenten, auf unkonventionelle Art bearbeiteten Thema. Die beiden Vortragenden hatten
großen Anteil am positiven Gesamteindruck durch die treffliche Auswahl der Beispiele und
durch die lockere, sympathische Art der Darbietung. - Übrigens zeigte eine Ausstellung
mit Büchern von Karin de la Roi-Frey, wie vielseitig und produktiv die gebürtige Wykerin
in ihrer südwestdeutschen Wahlheimat schafft.
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