Presse- und Hörerkommentare zu:
Mütter berühmter Schwabenköpfe
STUTTGARTER ZEITUNG vom 17.12.1999
© Stuttgarter Zeitung
Börsenblatt des Deutschen Buchhandels vom
18.2.2000
Schwabenköpfe und ihre Mütter
Während man über berühmte Schwaben wie Hegel
oder Uhland unendlich viel lesen kann, sind ihre Mütter oft vergessen - zu Unrecht,
findet Karin de la Roi-Frey, die in ihrem Buch »Mütter berühmter Schwabenköpfe«
(Stieglitz Verlag) zeigt, dass Frauen wie Rosalie Cotta und Maria Augusta von Thurn und
Taxis faszinierende Persönlichkeiten waren. Bei der Buchpräsentation in der
Stadtbücherei Stuttgart stieß die Autorin mit ihren Frauenporträts auf viel Gegenliebe.
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© Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel / Stieglitz Verlag
Heilbronner Stimme vom 20.4.2000
über Lesung in Weinsberg
Karin de la Roi-Frey liest in Weinsberg aus dem Buch
"Mütter berühmter Schwabenköpfe
"
Justinus Kerner als
"Nesthäkchen"
Von Margit Stöhr-Michalsky
Während Ehefrauen Gastgeberin, private
Auftankstation oder Krankenschwester seien, sind "Mütter jedoch die prägende Rolle
für das Leben des Sohnes" schreibt Karin de la Roi-Frey. In der Weinsberger
Bücherei stellte sie "Mütter berühmter Schwabenköpfe" vor
"Eigentlich ist man mit dem Buch nie
fertig", gesteht die ausgebildete Pädagogin. Beim Schreiben entdecke man historische
Lücken, fängt wieder an zu recherchieren, dann schreibe man wieder. Denn "das
alltägliche weibliche Leben hinterläßt wenig Spuren in der Geschichte". Und gerade
das will sie aufdecken. "Berühmte Söhne erleichtern hier die Suche", so de la
Roi-Frey. Aus bruchstückhaften Überlieferungen anhand von Briefen hat die Autorin ein
"biographisches Netz" zu sieben unterschiedlichen Mütter-Portraits geknüpft,
die das Frauenbild des 18./19. Jahrhunderts zeigen. Den Bezug zu Weinsberg stellt die
Mutter von Justinus Kerner, Friederike Luise Kerner, geborene Stockmayer (1750 bis 1817)
her. Justinus war das "Nesthäkchen" im Hause und hatte eine innige Beziehung zu
seiner Mutter, "deren Gefühlsleben vorherrschte", hören die 25 Besucher. Über
die Großmutter von Justinus Kerner erfahren sie, dass sie während der Kindheit ihrer
Töchter "in Wahnsinn verfiel". Bei langwierigen Recherchen seien der Autorin
immer wieder Hinweise auf weiblichen Wahnsinn in dieser Zeit aufgefallen. Sie lässt
Wissenschaftlerinnen zu Wort kommen, die hier den "Protest gegenüber der Rolle, die
Frauen spielen müssen, gegenüber den Einschränkungen ihrer Talente, ihres Wissens und
ihrer Fähigkeiten" sehen. Die Zuhörer erfahren die Zeit des 18./19.Jahrhundert, das
harte Leben der Frauen, die sich um eine große Schar Kinder, um Haushalt, Garten,
Besucher des Mannes kümmern mussten.
Sie beschreibt, fragt nach, zieht Rückschlüsse,
verbindet erzählend die gefundenen Spuren. Über die Großmutter des Weinsberger Dichters
schreibt Karin de la Roi-Frey zum Schluss des Kapitels. "Eines ist belegt: Die
"Wahnsinnige" gibt über ihre zwei Töchter etwas weiter, das später in deren
männlichen Nachkommen zum Tragen kommt, vielleicht, weil es hier endlich ausgelebt werden
darf".
Die zweite Tochter war die Großmutter von
Wilhelm Hauff. Bei Herzogin Maria Augusta von Württemberg, geborene Prinzessin von Thurn
und Taxis (1706-1756) hatte die Autorin weniger Glück, Briefe und Unterlagen zu finden,
die ihre Geschichte aufzeigen: Fehlanzeige hieß es aus dem Hause Thurn und Taxis.
"Als ob sie gar nie dagewesen wäre", wundert sich de la Roi-Frey. "Sie war
immerhin die Stammutter des königlichen Hauses Württembergs."
Auf Umwegen gelang sie dann doch zur gelehrten, selbstbewussten
"mit feurigem Temperament" ausgestatteten Mutter von Herzog Karl Eugen und hat
Erstaunliches gefunden. Mit 50 Jahren, nach dem Tod des Vaters Karl Alexander von
Württemberg, lässt der Sohn seine Mutter militärisch gefangen nehmen und verwahrt sie
im Schloss Göppingen, "wo sie sechs Jahre später stirbt".
Rosalie Cotta, "deren Söhne
Verlagsgeschichte schreiben werden", Maria Magdalena Hegel, "die nicht mehr
erfuhr, welchen berühmten Sohn sie hat", Rosine Elisabeth Uhland, Friederike Schwab
und Wilhelmine Hedwig Hauff, die am "Grab ihres eigenen Kindes stehen muss",
sind weitere "Mütter berühmter Schwabenköpfe" im Buch.
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© Heilbronner Stimme
"Gäubote" vom 22.4.2000
über Lesung in Herrenberg
Autorenlesung in der Herrenberger
Volkshochschule: Karin de la Roi-Frey erforscht das Leben von Frauengestalten
Auf den Spuren
schwäbischer Mütter und ihrer Söhne
Wilhelm Hauff, Gustav Schwab,
Justinus Kerner, Ludwig Uhland und Friedrich Hegel haben Verschiedenes gemeinsam: Sie alle
stammen aus Schwaben, waren berühmt, sind also "große Schwabenköpfe" - und
fielen nicht vom Himmel, sondern wurden geboren, von Frauen, die indes selten in den
Mittelpunkt des öffentlichen Interesses gerückt wurden. Mit dem Leben der "Mütter
großer Schwabenköpfe" hat sich Karin de la Roi-Frey in ihren gleichnamigen Buch
beschäftigt, aus dem sie in der Herrenberger VHS vorlas.
VON THOMAS MORAWITZKY
Die erste dieser Mütter [...] war [...] die
Herzogin Maria Augusta, geborene von Thurn und Taxis, Mutter von Karl Eugen.
Ihr Schicksal freilich war tatsächlich tragisch,
wie de la Roi-Frey ermittelte: Der Gemahl Karl Alexander, mit dem sie aus politischen
Gründen vermählt wurde und der sie letztlich auch zur Herzogin von Württemberg machte,
entpuppte sich als jähzorniger Trunkenbold, der nicht nur eigenes Geld zum Fenster
hinauswarf. Drum fand er auch einen frühen Tod, bei dem seine Untertanen angeblich etwas
nachgeholfen haben sollen.
Sohnemann Karl Eugen erwies sich als ebenso
großer Kavalier, denn er ließ seine jung verwitwete Herzoginnen-Mutter, die sich alsbald
nach einem neuen Mann umsah, kurzerhand inhaftieren, um selbiges zu unterbinden. Maria
Augusta, die hübsch und gebildet gewesen sein soll (gelegentlich disputierte sie auf
Latein), starb mit 50 Jahren als "Gefangene ihres Sohnes".
Andere berühmte Söhne gingen da schon besser
mit Ihren Müttern um. Heinrich Heine, der zwar kein Schwabe und folglich auch kein
Herrenberger war, von Karin de la Roi-Frey aber nichtsdestotrotz zitiert wurde, soll seine
Mama zeitlebens liebevoll die "alte Glucke" genannt haben. Böse war das sicher
nicht gemeint.
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© Gäubote, Herrenberg
Buchhandelskaufleute berichten
über die Lesung in der Cotta-Schule am 04.07.2000
Bei ihrer Lesung am 04. Juli 2000 in der Johann-Friedrich-von-Cotta-Schule
stellte Karin de la Roi-Frey ihr Buch "Mütter berühmter Schwabenköpfe" vor.
Mit Unterstützung des Fördervereins Alte Gilde e.V. konnte Frau de la Roi-Frey erstmals
in einer Schule eine Lesung halten. Freundlich wurde die Autorin vom Schulleiter, Herrn
Frick, dem Gildevorsitzenden und Schülern der Buchhandelsklassen begrüßt. Karin de la
Roi-Frey erwähnte, wie schwierig die Recherchen gewesen seien, da über Frauen im
allgemeinen wenig historische Zeugnisse vorliegen. Durch Auszüge aus den einzelnen
Kapiteln bekamen die Zuhörer einen kurzen Einblick in das Leben der Mütter berühmter
Schwaben.
So stellte sie u.a. Maria Augusta von Thurn und
Taxis vor, deren Sohn Carl Eugen bis heute sehr bekannt ist. Maria Augusta musste als
Mitglied einer "neureichen" Familie den Herzog von Württemberg heiraten, um so
ihre Familie gesellschaftsfähig zu machen.
Des Weiteren berichtete Frau de la Roi-Frey von
Hegels Mutter, die in schwierigen Familienverhältnissen aufwuchs. Nachdem ihre Mutter
gestorben war, erlebte sie auch den frühen Tod zahlreicher Stiefmütter und schließlich
auch den ihres Vaters.
Frau de la Roi-Frey entschied sich beim Titelbild
ihres Buches gegen den Willen ihres Verlages für ein Gemälde von Friederike Schwab, das
dem Verlag zu dunkel erschien, aber doch sehr schön herauskam. Der damaligen Mode
entsprechend ist Friederike Schwab auf diesem Gemälde mit offenem Haar abgebildet. Eines
ihrer fünfzehn Kinder war Gustav Schwab ("Sagen des klassischen Altertums").
Nach den Familien Uhland, Hauff und Kerner
schloss die Autorin ihren von den Zuhörern aufmerksam verfolgten Vortrag mit Rosalie
Cotta ab, deren Sohn Namensgeber der veranstaltenden Schule ist. Die Mutter Rosalies, eine
Schauspielerin, war beim Herzog in Ungnade gefallen und deswegen jahrelang auf dem Hohen
Asperg inhaftiert. Rosalie selbst arbeitete zeitlebens neben der Versorgung von Haushalt
und Kindern in der Druckerei ihres Mannes mit und schuf ihrem Sohn damit eine Grundlage
für seine berufliche Tätigkeit.
Karin de la Roi-Frey hat durch ihren lebendigen,
klaren Vortrag Lust aufs Weiterlesen gemacht.
Stefanie Baitinger, Marlene Kunz, Andreas
Etzel, Panja Scheeder, Nina Schweikert
Buchhandelsfachklasse Johann-Friedrich-von-Cotta-Schule
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Ludwigsburger Kreiszeitung vom
12. Oktober 2000
über Lesung in Ludwigsburg
Die Mütter berühmter Schwaben hatten es nicht immer leicht
Karin de la Roi-Frey las in der
Schubart-Buchhandlung
Zeichen von "männlicher Intoleranz" entdeckt
Bei der Recherche
für ihre Dissertation habe es sie geärgert, fast ausschließlich Schriftzeugnisse über
Männer vorzufinden. Dies motivierte Autorin Karin de la Roi-Frey ein Buch zu schreiben -
nicht über berühmte Männer freilich, sondern über deren Mütter.
Kein Weg sei ihr zu weit gewesen, kein Archiv zu
staubig und kein Archivar zu "brummelig", um Licht in die bis dahin so gut wie
unbekannten Lebensgeschichten sieben schwäbischer Mütter zu bringen. So habe Karin de la
Roi-Frey für Ihr Buch "Mütter berühmter Schwabenköpfe" fast drei Jahre
recherchiert - hauptsächlich in der Handschriftenabteilung des Deutschen Literaturarchivs
in Marbach.
Nun kann sie ein Werk vorweisen, das die
Biografien von Herzogin Maria Augusta von Württemberg, Rosalie Cotta, Maria Magdalena
Hegel, Rosine Elisabeth Uhland, Wilhelmine Hedwig Hauff, Friederike Luise Kerner und
Friederike Schwab enthält. Und zwar mit bisher unveröffentlichten Informationen,
verspricht die Autorin. "Oft lagen mir bei der Recherche nur Bruchstücke wie
Einträge ins Stammbuch, Notizen oder Zeilen eines Gedichtes vor", erzählt die
gebürtige Nordfriesin. "Justinus Kerner war der einzige, der Erinnerungen an seine
Mutter hinterlassen hat."
Ihr Buch berichtet beispielsweise vom bewegten
Leben der Herzogin Maria Augusta von Württemberg, der Mutter Carl-Eugens, die als eine
der schönsten Frauen ihrer Zeit galt. "Mit ihrem Mann, Herzog Carl, hatte sie alles
andere als das große Los gezogen", erzählt de la Roi-Frey. Er sei ein
gewalttätiger Trinker gewesen, verschwendungssüchtig und geldgierig. Erst mit 36 Jahren,
als ihr Mann starb, habe sich die Herzogin "ein schönes Leben" machen können.
Auch über Rosalie Cotta, deren Sohn Johann
Friedrich zum "Napoleon des deutschen Buchhandels" aufsteigen sollte, erfährt
der Leser Details. Zum Beispiel von ihrer Kindheit in einer fahrenden Schauspieltruppe,
ihrem Leben als berufstätige Frau in der Ludwigsburger Druckerei ihres Mannes oder als
Mutter von 15 Kindern.
Doch auch aus dem Leben der Autorin gibt es
interessantes zu erzählen, ist sie doch auf der nordfriesischen Insel Föhr geboren, wo
sie es sich als Kind wohl kaum träumen ließ, ausgerechnet einmal über Schwaben und
deren Mütter zu schreiben.
Ihr Studium in den Fächern Deutsch und
Geschichte brachte sie dann über Kiel nach Esslingen. Zehn Jahre lang arbeitete sie in
Stuttgart als Lehrerin, danach wagte sie den Schritt zur freien Autorin und lebt jetzt in
Kernen.
Die Recherche für ihre Dissertation über
"Höhere Mädchenschulen im Königreich Württemberg" brachte sie auf die Idee,
über "Mütter großer Schwabenköpfe" zu schreiben. Ihre neueste Erscheinung,
"Wozu braucht ein Mädchen einen Schreibtisch?", erzählt das Leben ihrer
100-jährigen Großmutter auf der Insel Föhr. Szenen daraus sendet am 20. Dezember, 20.15
Uhr, das Südwest-Fernsehen. (hus)
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© Ludwigsburger Kreiszeitung
Mühlacker Tagblatt vom 11.11.2000
über Lesung in Mühlacker
Lesung zu: "Mütter berühmter Schwabenköpfe"
Ungewöhnliche Biografien
MÜHLACKER (vh). Etlicher "Mütter
berühmter Schwabenköpfe" hat sich Karin de la Roi-Frey angenommen. Die Autorin
gedenkt unter diesem Titel in ihrem aktuellen Buch der Frauen, die Wilhelm Hauff, Gustav
Schwab, Justinus Kerner, Ludwig Uhland oder Friedrich Hegel zur Welt brachten. Im kleinen
Saal des Mühlenhofs Mühlacker stellte sie am Donnerstagabend das Leben dieser
Schwäbinnen auf Einladung der VHS Mühlacker vor.
Die in Wyk auf der Nordseeinsel Föhr geborene
Karin de la Roi-Frey hat sich bereits durch viele Vorträge über die Geschichte der
Frauen in Baden-Württemberg einen Namen gemacht. Ein Thema, das auch in ihrem neuen beim
Mühlacker Stieglitz-Verlag erschienenen Buch "Mütter berühmter
Schwabenköpfe" zum Ausdruck kommt.
Bei ihrer Lesung sorgte sie für einen
aufregenden und informativen Spaziergang durch die württembergische Geschichte - und zwar
aus einer eher unüblichen Sichtweise. Laut der Autorin sind die Mütter von
"berühmten Schwabenköpfen" kaum ein Thema. Mit ihren Recherchen für das Buch
habe sie versucht, die ungewöhnlichen Lebensgeschichten dieser Frauen aufzuzeigen.
Bei ihren Leseausflügen in die Vergangenheit
zeichnete sie Lebensbilder von der Herzogin Maria Augusta (Mutter von Karl Eugen, einer
bekannten Persönlichkeit im Hause Württemberg) bis zu Wilhelmine Hedwig Hauff (Mutter
des Dichters Wilhelm Hauff). Ungewöhnliche und von viel Engagement geprägte Biografien
zwischen den Rollen als Ehefrau, Mutter, beruflichen Aktivitäten und öffentlicher
Repräsentanz.
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© Mühlacker Tagblatt
Stuttgarter Wochenblatt vom 15.03.2001
über die Lesung in S-Gablenberg (Muse-O) am 11.3.2001
S-OST - Am vergangenen Sonntag gegen 11 Uhr saßen viele, viele Frauen
(und einige Männer) bei Kaffee und Hefezopf gemütlich im ehemaligen Schulzimmer des
alten Schulhauses in Gablenberg, und die Stimmung war so, als probten sie schon mal den
"Ernstfall", der dann eintreten wird, wenn das Gebäude renoviert und als
Kulturzentrum für Gablenberg der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen wird. Angesagt war
eine Lesung zum Thema "Mütter berühmter Schwabenköpfe". Auch im noch
unrenovierten Gebäude war's heimelig und das Thema, das die Autorin Karin de la Roi-Frey
in ihren Buch aufgegriffen hatte, nämlich daß im Grunde alle Mütter - egal ob sie
berühmte oder weniger berühmte Söhne haben - irgendwie immer zu wenig gewürdigt
werden, kam einfach "gut rüber". Die mit einem Schwaben verheiratete
Schriftstellerin las Passagen aus dem von ihr recherchierten Leben von Mutter Hegel oder
Mutter Uhland und weiteren in der Geschichte totgeschwiegenen "Müttern berühmter
Schwabenköpfe" und stellte die Damen allesamt anschaulich und lebhaft vor ihr
Publikum - die "Jungs" (O-Ton Autorin) kamen irgendwie an diesem Vormittag kaum
vor. Das Publikum war begeistert und der Applaus kam von Herzen - zumal Karin de la
Roi-Frey "umsonst" da war - sie hatte das Honorar für ihre Lesung dem
Museumsverein Ost gespendet.
(Die Schriftstellerin war der Einladung von Buchhändlerin
und Museumsvorstandsmitglied Rosemarie Kegel gefolgt)
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© Stuttgarter Wochenblatt
Heilbronner Stimme
über die Lesung in Heilbronn am 19.3.2001
"Schwabenköpfe" im Kaffeehaus
Die
Germanistin als Detektivin
Von Michaela Adick
Krankheitsbilder sind Modeerscheinungen. Die
Melancholie etwa, eine beliebte Todesursache, die mit konstanter Bosheit Frauengestalten
des 18. Jahrhunderts zugeschrieben wird. Undenkbar, dass Mann je an einer derartigen
Befindlichkeitsstörung oder gar an gebrochenem Herzen gestorben wäre.
Karin de la Roi-Frey, eine resolute
Mittvierzigerin aus Wyk auf Föhr, ist von Hause aus Germanistin. Eine frauenbewegte
Spürnase, eine literarische Detektivin, die sich seit ihrer Dissertation, einer
Grundlagenforschung über "Höhere Mädchenschulen im Königreich Württemberg"
mit dem Bild der Frau in der Gesellschaft beschäftigt hat.
Blut lecken nennt man das wohl. Im Kaffeehaus
Hagen beim Literarischen Verein Heilbronn präsentierte sie nun eine weitere
Kärrnerarbeit: "Mütter berühmter Schwabenköpfe" (Stieglitz-Verlag, 38 Mark).
Sieben Mütter berühmter Söhne: Kerner, Hauff oder Cotta. Sieben Annäherungen an
ungeschriebene Biografien. Eine komplizierte Spurensuche, die, wie Karin de la Roi-Frey
zugibt, "immer wieder in Rückschlägen endet". Als zu dürftig entpuppte sich
die Quellenlage. Die Rechercheurin befindet sich auf dünnem Eis. Wie ist die historische
Realität des 18. Jahrhunderts zu bewerten? Da ist etwa die Großmutter Justinus Kerners,
die angeblich dem Wahnsinn verfallen sei. Indizienbeweise sprechen dagegen, unabhängige
Zeugen reden von genialischen Zügen. Ist es weit hergeholt, das Krankheitsbild als
"gesellschaftlichen Wahnsinn" zu bezeichnen, oder, wie eine Psychologin meint,
als weiblichen Wahnsinn als Protest gegen die Rolle, die Frauen spielen mussten? Und: Hat
Friederike, die Mutter Kerners, selbst geschrieben? Nichts ist überliefert. Allein die
Wahrscheinlichkeit spricht dafür, dass Justinus der erste in der Familie war, der sein
Talent ausleben durfte.
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© Heilbronner Stimme
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