Die tradierte Sicht setzt den Beginn der Reformpädagogik
auf die Jahre um 1890 fest, aber bereits zwanzig Jahre vorher begann die
älteste der fünfzehn vorgestellten Reformfrauen mit ihrem Reformwerk: Mathilde
Weber in Tübingen, gefolgt von Hedwig Heyl und Hedwig Kettler. Über den
Zeitraum mehrerer nachfolgender Frauengenerationen, die in ihrem Anliegen und
ihren Zielen mentalitätshistorisch als eine einzige Generation erscheinen,
erstreckt sich der Bericht über die Arbeit der Lehrerinnen, Professorinnen,
Schulleiterinnen, Politikerinnen, gesellschaftlich Engagierten und aus persönlicher
Erfahrung Inspirierten - hervorgegangen aus einem Forschungsseminar der zwei Herausgeber an der
Universität Tübingen. Reformfrauen aus Großbritannien, Frankreich und Deutschland
werden mit neuesten Forschungsergebnissen und bisher unbekannten Tatsachen
in ausführlichen Einzeldarstellungen und in tabellarischen Synopsen vorgestellt:
Bertha von Petersenn, Bess Mensendieck, Tami Oelfken, Elise Freinet, Ena
Neill, Erika Risse u.a. Die Ergebnisse der akribisch forschenden Studentinnen
und Studenten stellen neben die bisher bekannten männlichen Vertreter der
Reformpädagogik ihre weiblichen Kolleginnen, die auf dem Hintergrund der
jeweils vorgefundenen Gesellschaft und dem daraus resultierenden Schulsystem
ihre reformpädagogischen Ziele unter z.T. großen Schwierigkeiten konsequent
verfolgten und sie mit unterschiedlichen Ergebnissen verwirklichen konnten.
Diese bisher verschwiegene, vergessene oder herabgewürdigte Arbeit der
"Reformfrauen in der Schule" korrigiert den tradierten, einseitigen
(Männer-)Blick auf die Reformpädagogik.
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